Tracht und Trachtenschmuck als Zeichen dauerhafter Überlieferungen
Trachtenschmuck gehört zum Zubehör, wenn zu besonderen Anlässen eine Tracht getragen wird. Doch was ist überhaupt eine Tracht?
Fällt der Begriff "Tracht", denkt jeder an Bayern, das Dirndl und Lederhosen. Dabei schloss das Wort noch im 18. Jahrhundert neben der Kleidung auch die Frisur und das Auftreten einer Person ein. Zu diesem Zeitpunkt gab eine Tracht Auskunft über die regionale Herkunft des Trägers und machte auch seine soziale Stellung in der Gesellschaft sichtbar.
Was zählt zum Trachtenschmuck?
Nach diesem kurzen Exkurs in die Vergangenheit richten wir unsere Aufmerksamkeit auf den Trachtenschmuck. Auch dieser gab in früheren Jahrhunderten Auskunft über die gesellschaftliche, religiöse und regionale Zugehörigkeit. Gleichzeitig war er Erinnerung an Ereignisse, sei es eine gesunde Wiederkehr von langen Reisen oder ein Abzeichen zum Gewinn des Schützenfestes.
Kropfband
Das Kropfband ist eine Kette, die eng am Hals anliegt und oftmals ein breiteres Band besitzt. Mit diesem und einem großen Anhänger ließen sich Blessuren am Hals oder ein sichtbarer Kropf verdecken. Edelsteine und Stickereien schmücken die Halsbänder und sorgen dafür, dass das Dekolleté der Trägerin in den Blickfang rückt. Zu den beliebtesten Motiven bei den Anhängern zählen das Herz, das Edelweiß und die Brezel. Klassisch Bayrisch, da war der Jodmangel schließlich aufgrund des Mangels an Meeresfisch am größen.

Heute kennt man das Kropfband unter dem Begriff des 'Chokers' und es ist in eine andere Ecke gewandert. Während früher Omis es getragen haben um ihre aufgrund des Jodmangels geschwollene Schilddrüse (den so genannten Kropf) zu kaschieren, tragen es heute Frauen jeden Alters - außer Omis.
Grandeln
Grandeln sind die rudimentären Eckzähne von Hirschen und Rehen, die schon seit Jahrhunderten als Schmuck verwendet werden. Für die Schmuckherstellung werden sie bearbeitet und anschließend in einen Ring, eine Brosche oder einen Anhänger eingesetzt. Anstecknadeln mit Grandeln zählen ebenfalls zum Trachtenschmuck. Für Männer werden diese Jagdtrophäen beispielsweise auch am Griffende eines Trachtenmessers eingearbeitet.
Charivari Ketten
Sie ziert Dirndl und Lederhosen und besteht aus einer Silberkette, an der Anhänger mit individueller Bedeutung befestigt werden. Männer tragen sie am vorderen Hosenbund, am vorn geschnürten Dirndl wird die Kette an zwei Ösen befestigt, durch die auch das Bindeband geführt wird.
Die Charivari Kette entwickelte sich aus Uhrenketten. Diese wurden mit Edelsteinen, Krallen, Hörnern oder Geldmünzen versehen, deren positive Kräfte auf den Träger übergehen sollten. Das hängende Uhrband wurde waagerecht am Hosenbund befestigt und traditionell in der Familie weitergegeben.
Hutfeder
Ohne Hutschmuck ist ein Trachtenhut nicht vollständig. Jeder kennt aus alten Filmen den Gamsbart, der am Trachtenhut der Bergbewohner befestigt war. Beim Jagen von Vögeln wurden die Federn der Beutetiere an die Hutkrempe gesteckt, um auf eine erfolgreiche Jagd hinzuweisen. Dabei zählen Fasanen-, Hahnen- und Pfauenfedern zu den beliebtesten Accessoires.
Federn von Pfau und Hahn glänzen durch ihre farbliche Pracht, während eine Fasanenfeder als Hutschmuck durch ihr Streifenmuster auffällt.
Wichtig zu wissen: Hutfedern haben das ganze Jahr Hochkonjunktur. Doch in der Fasten- und Adventszeit darf dieser Schmuck nicht senkrecht an den Hut gesteckt werden. Richtig ist es, die Federn dann liegend am Hut zu befestigen. Zu allen anderen Zeiten und Festivitäten dürfen sie weithin sichtbar auf dem Hut stehen.
Trachtenohrringe
Trachtenohrringe greifen bekannte Motive auf. Bei den Ohrsteckern finden sich Anhänger aus Granat und Silber sowie Anhänger in Form von Edelweiß und Herzen. Die Kombination von Silber mit weißen oder dunklen Steinen ist besonders beliebt, da sie für die Bergwelt stehen, die die Edelsteine und das Silber hervorbringen.
Trachtenschmuck für Sie und Ihn
Zum Dirndl trägt Sie selbstverständlich Schmuck. Armbänder aus filigran gearbeitetem Silber, Anhänger mit Perlen, Broschen mit farbigen Steinen oder Perlencolliers mit silbernen Anhängern - für jedes Dirndl findet sich der passende Trachtenschmuck. Wichtig ist jedoch, dass der Schmuck zur Farbe des Kleides passt. Deshalb sollte sich die Farbe des Dirndls im Schmuck wiederfinden. Bei mehrfarbigen Kleidern solltest du einer Farbe den Vorzug geben und diese im Trachtenschmuck aufgreifen.
Ringe bestehen typischerweise aus Silber, in das meist rund geschliffene Edelsteine eingearbeitet werden. Für Männer zählen Anhänger für die Charivari Kette zum Trachtenschmuck. Diese sind in Form von Hufeisen, Edelweißblüten, Enzian, Eicheln, kleinen Jagdmessern, Hufeisen, Hirschen oder einer Wildsau zu erhalten. Es finden sich aber auch ganz klassische Motive wie Violinenschlüssel, Traktoren, Spielkarten oder Schweinchen.
Schmuckstücke mit Grandeln werden von Männern und auch von Frauen getragen. Diese lassen sich in Anhängern und Ohrringen verarbeiten oder zieren Taschenuhren und Uhrketten. Hutnadeln mit Motiven wie einem Hirschgeweih, Eichenblättern oder einem Waldhorn werden von Männern am Trachtenhut getragen. Passend dazu bekommen Trachtenjacken die richtigen Knöpfe. Diese bestehen neben Silber auch aus anderen Materialien, die allesamt natürlichen Ursprungs sind.
Aus Knochen, Horn, Leder, Bergkristallen und teilweise auch Zähnen lassen sich Knöpfe anfertigen, die einer Tracht ein edles und individuelles Aussehen geben. In diese Materialien werden noch Symbole oder Bilder eingearbeitet, wodurch der Wert dieser Kleidungsstücke steigt.

Trachtenschmuck nur zu besonderen Anlässen?
Wenn dein Trachtenschmuck nicht nur zum Oktoberfest aus dem Schmuckkästchen geholt werden soll, musst du ein paar Regeln beachten. Diese besonderen Schmuckstücke können auch im Büro getragen werden, sofern sie schlicht und filigran sind. In bestimmten Berufsgruppen ist es angebracht, den Schmuck eher dezent zu halten. Üppige Halsbänder sind im Büro, der Bank oder in pädagogischen Berufen eher unangebracht.
Bist du hingegen in einem kreativen Beruf tätig, darf es auch auffälliger sein und dein Umfeld optisch beeindrucken. Selbst ein Kropfband wäre nicht übertrieben, da es dein individuelles Wesen zum Ausdruck bringt. Hornknöpfe am Janker oder ein Tuch mit Edelweißmotiven um den Hals lassen erahnen, dass du dich zur bayerischen Kultur bekennst oder im künstlerischen Metier beheimatet bist.
Du brauchst deinen Trachtenschmuck also nicht das ganze Jahr zu verstecken, um ihn nur zum Oktoberfest anzulegen. Mit den passenden Schmuckstücken kannst du Trachtenschmuck ganzjährig nutzen und individuelle Statements setzen.
Antiker Schmuck für das Dirndl?
Speziell bei Trachtenmode, die sehr aufwändig, mit hochwertigen Stoffen und oftmals in Handarbeit gefertigt wird, solltest du auf den passenden Schmuck achten. Farbenfrohe Kleider vertragen auch Trachtenschmuck, der erst in den letzten Jahrzehnten hergestellt wurde und sich an der gegenwärtigen Schmuckmode orientiert. Wenn du es etwas stilvoller haben möchtest, sei dir unser antiker Schmuck empfohlen. Allerdings gefällt dieser nicht jedem, daher solltest du vor einem Kauf in dich gehen, ob solch ein Schmuckstück zu dir passt.
Von antikem Schmuck wird gesprochen, wenn dieser über hundert Jahre alt ist, in reiner Handarbeit hergestellt wurde und dadurch als Unikat gilt. Gibt es das gleiche Schmuckstück in einer kleinen Menge, gelten die einzelnen Stücke durch die Handarbeit trotzdem als Unikate, weil keines dem anderen hundertprozentig gleicht. Deshalb solltest du genau hinsehen, wenn dir antiker Schmuck angeboten wird und das Schmuckstück in mehrfacher Ausführung existiert. Ein Vergleich sollte zeigen, ob es dabei wirklich um Handarbeit geht oder ob es sich um Massenware handelt, die industriell einen antiken Schliff verpasst bekam.

Antiker Schmuck hat seinen Preis, denn dieser ist oftmals sehr filigran gearbeitet. In Zeiten, als Qualität mehr wert war als Quantität, war es sehr zeitaufwendig, kunstvollen Schmuck herzustellen. Wertvolle Materialien wurden kunstvoll miteinander verbunden. Die Schmuckstücke hatten hatten nicht die kompakte und geschlossene Form, die heute hergestellt wird. Das Material wurde vielfach durchbrochen, damit das Schmuckstück seine optische Leichtigkeit bekam.
Mit antiken Schmuckstücken präsentierst du ein Stückchen Zeitgeschichte, auf die auch das Dirndl zurückblicken kann. Beides passt daher perfekt zueinander. Du musst nur die Entscheidung treffen, ob du dich in diesen Schmuck verlieben kannst.